Blickpunkt Westenfeld

Heimatverein einer Landgemeinde im Sauerland

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Am Nordhang des Dümbergs (Gemarkung Linnepe) liegt in 449 m Höhe eine Flieh- oder Wallburg aus frühmittelalterlicher Zeit, genannt „Güllener Ring". Der Durchmesser der runden Hauptburg beträgt ca. 50 m. Die Wallhöhe liegt von innen gesehen heute noch zwischen 2 bis über 3 Metern. Nur we­nige Schritte nördlich ist ein kleinerer Ring vorgelagert. Zwischen beiden liegt westlich der einzige Zugang. Der die gesamte Anlage umfassende Gra­ben ist zwischen 5 und 6 m tief. Ungefähr 100 m höher am Hang ist ein schwacher Abschnittswall erhalten. Mit Ausnahme von kleinen Schürfungen kurz nach der Jahrhundertwende gab es hier noch keine planmäßige Grabung, die genaue Auskunft über die Zeit der Entstehung geben könnte. Bekanntlich dienten solche Anlagen dem Schutz der Menschen aus näherer Umgebung, die in Notzeiten mit ihrem Vieh und der beweglichen Habe in die schwer zugänglichen Wälder flüchteten.

 

Das Alte Testament im Sauerland

Altenhellefeld, Bainghausen, Frenkhausen, Hellefeld, Herblinghausen, Linnepe, Meinkenbracht, Schnellenhaus, Selschede, Visbeck, Weninghausen, Westenfeld

Wenn ein Kirchspiel schon über 1100 Jahre alt ist, kann es vorkommen, dass gewisse „Kleinigkeiten“ im Laufe der Jahre und Jahrhunderte in Vergessenheit geraten. Genau dieses ist mit der Herkunft der Bezeichnung „Altes Testament“ geschehen.

Wie selbstverständlich wird diese Bezeichnung genutzt und weitergegeben, doch die aursprüngliche Bedeutung und der Grund, ein paar Sauerländer Gemeinden nach einem Teil der Bibel zu benennen, verbirgt sich erfolgreich in den Zeitläufen.

Viele Fach- und Sachkundige haben im Laufe der Jahre versucht, dem Rätsel auf die Spur zu kommen und bieten dem Interessierten verschiedene, durchaus plausible und schlüssige, aber auch geheimnisvolle Erklärungen für die Benennung des Gebiets um Hellefeld als „Altes Testament“ an.

Am weitesten verbreitet sind die folgenden Interpretationen:

Die Bezeichnung „Altes Testament“ bedeutet ursprünglich „Alter Bund“ (lat. testamentum) und bezieht sich auf das Volk Israel, welches zu dieser Zeit aus zwölf Stämmen bestand. Die Pfarrei Hellefeld besteht ihrerseits ursprünglich aus zwölf Ortschaften (Hellefeld, Herblinghausen, Frenkhausen, Visbeck, Altenhellefeld, Linnepe, Meinkenbracht, Weninghausen, Westenfeld, Bainghausen, Schnellenhaus und Selschede) und ist eine der Stammpfarreien des Sauerlandes, so dass durch diese Bezeichnung auf das hohe Alter des Kirchspiels verwiesen wird (Clemens Liedhegener).

Auf das hohe Alter verweist auch der Wissenschaftler Reiner Feldmann, der die Gruppe der Orte, die auf -feld enden, vom Entstehungsdatum ins neunte Jahrhundert datiert. Die Pfarrei Hellefeld ist somit in der Zeit der Missionierung entstanden.

Diese These wurde von Pfarrer Alfons Moog (1965-1991) unterstützt, der im Kirchenheiligen St. Martinus einen der ältesten Kirchenheiligen erkannt und der Meinung war, dass hier die fränkischen Missionare Menschen vorgefunden haben, die den Bund (lat. testamentum) mit dem christlichen Glauben durch die angelsächsische Missionierung bereits geschlossen hatten und deshalb den ehrenden Namen „Altes Testament“ eingeführt haben.

Der Volksmund zitiert gerne die Aussage von Friedrich Wilhelm Grimme im Jahr 1866, dass hier bereits vor Christi Geburt eine Kirche gestanden habe und deshalb die Bezeichnung „Altes Testament“ entstand. Dies ist jedoch nicht vollständig von der Hand zu weisen, denn es war zur Zeit der Missionierungen weit verbreitet, die Kirchen auf den alten germanischen Kultplätzen zu bauen, so dass ich dort vor dem Bau der christlichen Kirche bereits eine Art „Versammlungsstätte“ befunden haben mag.

Ein weiterer Grund liegt in der Abgeschiedenheit der Gemeinden des Kirchspiel Hellefeld. Zum einen heisst es, dass die Menschen sich früher auf der Hellefelder Höhe versammelten, um dem Glockenläuten aus Hüsten zuzuhören, weil der Weg dorthin zu weit gewesen wäre. Andererseits waren die Ortschaften ab Herblinghausen bis ins 19. Jahrhundert nur über einen Hohlweg und wasserführende Siepen erreichbar, also an kein Verkehrsnetz angeschlossen und zählten somit zum „Alten Testament“. Dieser letzte Erklärungsversuch ist auf einer Werbetafel im alten Amtshaus Freienohl nachzulesen.

So ist nun jedem die Möglichkeit gegeben, sich seine Version der Herkunftsgeschichte anzueignen und weiter zu geben und das Interesse an der Geschichte und natürlich den Geschichten dieser altehrwürdigen Orte, sei es als Kirchspiel oder als gewachsene Einheit, am Leben zu erhalten.

Die Broschüre ist bei bei Ortsheimatpflegern oder beim Stadtmarketing erhältlich.

Informationen zum großen Erntedankumzug in Westenfeld 1986, anläßlich der Feierlichkeiten 1100 Jahre Altes Testament. Zusammengestellt vom Ortsheimatpfleger Stephan Kemper, hier klicken.

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